Was tun im Drogennotfall?

Wenn es zu einem Notfall kommt, sollten grundsätzlich folgende Regeln beachtet werden:

  • Wenn jemand in eine Notsituation gerät, gilt: Ruhe bewahren!
  • Bitte andere Menschen, dir zu helfen und bleibe möglichst bei der Person.
  • Versuche die Person anzusprechen und ihn/sie wach zu halten.
  • Sorge für eine ruhige und geschützte Umgebung.
  • Erkundige dich, was und wie viel die betroffene Person konsumiert hat?
  • Gibt es noch Reste der konsumierten Droge(n)? Diese Informationen sind äußerst wichtig für die weitere (not-) ärztliche Behandlung.
  • Gibt es Vorerkrankungen, die für den Notfall mitverantwortlich sind?
  • Im Zweifelsfall immer sofort einen Notarzt rufen und dableiben bis der Arzt die Ärztin eintrifft.

Notrufnummer für Deutschland: 112 – Ärzte unterliegen der Schweigepflicht!

Erwähnst Du die Worte „Atemstillstand“ oder „Bewusstlosigkeit“ am Telefon, kommt so schnell wie möglich ein Rettungswagen (+ Notarzt) an den Unfallort. Durch die Schweigepflicht von Ärzten und Rettungssanitätern kannst Du ihnen gegenüber vor Ort ruhig offen sein. Am Telefon solltest Du, wenn Du ganz sichern gehen möchtest, jedoch nichts von Drogen erwähnen. Bei Drogenkonsum wird unter Umständen die Polizei mitverständigt.

Leiste Erste Hilfe und gehe dabei nach der ABC-Regel vor:

A wie Atemwege freimachen

Erbrochenes entfernen, halte dabei möglichst den Kiefer fest, durch Verkrampfungen könnte es zu Bissverletzungen kommen. Hole die Zunge hervor, damit die Atmung nicht blockiert ist.

B wie Beatmung

Bei Atemstillstand Mund-zu-Nase oder Mund-zu-Mund Beatmung. Dabei den Kopf der betroffenen Person in den Nacken überstrecken!

C wie Circulation (engl. Kreislauf)

Bei Herzstillstand Herz und Kreislauf durch Herzmassage anregen. In bestimmten Fällen sollte man den Patienten in die stabile Seitenlage bringen.

Überhitzung (Dehydrierung)

Unter Drogen-Einwirkung (v.a. bei Ecstasy und Amphetaminen) ist der Körper nur eingeschränkt fähig, die Körpertemperatur zu regulieren und kann keine Warnsignale wie Erschöpfung und Durst senden. Die betroffene Person bekommt einen roten und heißen Kopf, muss sich vielleicht übergeben, die Haut ist sehr warm und der Puls schnell.
Achtung: Eine Überhitzung kann tödlich enden!

Hilfe

  • Die betroffene Person muss so gelagert werden, dass der Kopf oben ist (er/sie soll sich hinsetzen).
  • Für ausreichend frische und kühle Luft sorgen.
  • Wasser, Mineralwasser oder andere Getränke (keinen Alkohol!) geben.
  • Wird die Person ohnmächtig, sollte sie hingelegt, die Beine hoch gelagert werden.
  • Puls und Atmung müssen überwacht werden.
  • Wenn keine Besserung eintritt, Rettungsdienst rufen!

Kreislaufprobleme

Kreislaufprobleme zeichnen sich durch Blässe, plötzliche Schweißausbrüche und einen kaum fühlbaren Puls aus. Akute Kreislaufbeschwerden gehen mit Übelkeit, Schwindel, Schwäche und „schwarz vor Augen werden“ einher.

Hilfe

  • Die betroffene Person an die frische Luft bringen.
  • Die Person soll sich hinlegen und Beine hoch lagern.
  • Lass die Person einige Zeit ruhig liegen.
  • Sollte sich der Zustand nicht bessern, dann hole medizinische Hilfe!

Bewusstlosigkeit

Bewusstlos ist jemand, der auf Ansprechen und ein kräftiges Zwicken ins Ohr nicht reagiert (Person atmet, ist aber nicht bei Bewusstsein). Bewusstlosigkeit tritt ein, wenn das Gehirn aus unterschiedlichen Gründen nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Im Zusammenhang mit Drogenkonsum kann eine Überdosis an Opiaten, Alkohol, Schlaf- und Beruhigungsmittel ursächlich sein.

Hilfe

  • Kontrolliere Atmung und Puls.
  • Wenn Atmung und Puls funktionieren, bringe die Person in die stabile Seitenlage.
  • Rettungsdienst rufen!
  • Person mit Decken oder ähnlichem warmhalten.

Bei Bewusstlosigkeit muss unverzüglich die 112 angerufen werden!

Krampfanfall

Da einem epileptischen Anfall ein plötzlicher Atemstillstand folgen kann, ist unverzüglich die 112 anzurufen!

Krampfanfälle können verschiedene Ursachen haben, z.B. der gleichzeitige Konsum verschiedener Drogen (Misch-Intoxikation), eine Überdosierung oder ein Drogenentzug (Alkohol, Benzodiazepine, Opiate). Aber auch Amphetamine oder Kokain können bei zu hoher Dosierung zu Krampfanfällen führen. Dabei verkrampft sich die Muskulatur, Körperteile fangen unwillkürlich an zu zucken, die Augen rollen nach oben, die/der Betroffene fällt plötzlich hin und kann Schaum vor den Mund haben. Urin und Kot können abgehen.

Bis der Rettungswagen kommt, gilt

  • Gefährdende Gegenstände aus dem Weg räumen, damit niemand verletzt wird.
  • Die betroffene Person nicht mit Gewalt festhalten!
  • Weiche Unterlage (Kissen, Jacke, Decke) v.a. unter den Kopf legen, damit der/die Krampfende gepolstert ist und sich nicht verletzt.
  • Dem Krampfanfall folgt häufig ein komatöser Schlaf. In dieser Phase sollte die Person in die stabile Seitenlage gebracht werden. Dabei sollten Atmung und Puls überwacht werden.
  • Achtung: Es können weitere Krampfanfälle folgen, daher auch nach überstandenem Krampfanfall die Notrufnummer 112 anrufen!

Aggressivität, psychotisches Verhalten

Der Konsum von Amphetaminen (v.a. Methamphetamin bzw. Crystal Meth) kann – insbesondere in hoher Dosierung – zu unkontrolliertem, aggressivem Verhalten, Verfolgungswahn bis hin zu selbstzverletzendem Verhalten (Auto-Aggression) führen.

Für den Umgang mit aggressiven und / oder akut psychotischen Personen gibt es einige Grundregeln, die eingehalten werden sollten

  • Mit der betroffenen Person im Blick- und Gesprächskontakt bleiben.
  • Körperliche Distanz wahren bzw. (durch langsamen Rückzug) schaffen (2 Meter).
  • Ruhig und gelassen bleiben, dabei bestimmt und entschieden auftreten.
  • Auf Provokationen, Beschimpfungen, falsche Beschuldigungen nicht emotional reagieren: „Ich nehme das jetzt zur Kenntnis und verstehe Deine Aufregung. Wir werden das später klären.“ Keine Diskussion über wahnhaft besetzte Themen, insbesondere nicht „mit Tatsachen überzeugen“ wollen.
  • Kontaktaufnahme durch „Spiegelung“: „Du wirkst sehr aufgebracht!“
  • Hintergründe des akuten Zustandes aufklären: „Was macht Dich so wütend? Wovor hast Du Angst?“ Gesprächsangebot: „Lass uns darüber sprechen!“
  • Die Situation entspannen (u. U. etwas trinken, eine Zigarette rauchen): „Bitte setz dich wieder. Dann können wir ein klärendes Gespräch führen.“ Die Person auffordern, Distanz zu wahren.
  • Auf die eigene Körpersprache achten und eine beruhigende Körperhaltung (Arme und Hände offen, entspannt zurückgelehnt, dem Gesprächspartner zugewandt)einnehmen.
  • Gelingt es nicht, die Situation so weit zu entspannen, dass das Gespräch fortgesetzt werden kann, sollte Hilfe herbeigeholt werden (Notarzt, Sanitäter, Polizei).

Panik, Angst oder „Bad Trip“

Angstzustände und Wahrnehmungsstörungen können durch psychoaktive Substanzen wie LSD, Meskalin aber auch Cannabis ausgelöst werden (Bad-Trip, Horrortrip). Diese können auch ohne Überdosierung auftreten! Wenn jemand diese Symptome zeigt, ist er/sie wahrscheinlich von der Wirkung der konsumierten Substanz überfordert.

Hilfe

  • Wichtig: Gib der/dem Betroffen/e das Gefühl von Geborgenheit (wenn möglich bekannte, vertraute Personen hinzuziehen).
  • Bringe die Person an einen ruhigen Ort und sorge für ausreichend frische Luft.
  • Ggf. enge Kleidung öffnen, jedoch darauf achten, dass die betroffene Person nicht auskühlt (zudecken).
  • Körperkontakt halten und beruhigend auf sie/ihn einreden. Darauf hinweisen, dass dieser Zustand auf die Drogenwirkung zurückzuführen und vorbei gehen wird. Versuche ihre/seine Gedanken in positive Gedanken zu lenken.
  • Oft verlieren die Betroffenen die Orientierung und das Zeitgefühl: sag der Person, wie viel Zeit vergangen ist und wo sie sich befindet. Sage ihr, wer du bist.
  • Bleibe ständig bei der Person!
  • Warme Getränke (Tee) oder Wasser verabreichen (keinen Kaffee oder Energizer).
  • Hyperventiliert der/die Betroffen/e, ist es wichtig, ruhig auf sie/ihn einzugehen und ggf. eine gleichmäßige, tiefe Atmung vorzumachen. Evtl. die Person in eine Papiertüte hineinatmen lassen.
  • Eigen- und Fremdgefährdung vermeiden!

Schock

Ein Schock zeichnet sich durch blasse, kalte Haut, Pulsrasen, schwachen Puls, Benommenheit, Unruhe und Bewusstlosigkeit aus.

Hilfe

  • Bringe die Person in Schocklage, d.h. in Rückenlage und die Beine hoch.
  • Atmung und Bewusstsein kontrollieren.
  • Achtung: Tritt ein Schock aufgrund von Herzproblemen ein (dicke, hervorstehende Halsvenen), muss der Oberkörper hoch und die Beine tief liegen! Also genau umgekehrt!
  • Versuche der betroffenen Person Flüssigkeit zuzuführen. Dies aber in Maßen und auf keinen Fall Alkohol.
  • Wenn keine Besserung eintritt: Rettungsdienst rufen!

Atem- oder Herzstillstand

Bei einem Atemstillstand wird die Atmung flacher, der Brustkorb bewegt sich kaum noch, vor Mund und Nase ist kein Luftzug mehr zu spüren und die Lippen verfärben sich lila. Beim Herzstillstand sind an Handgelenken und am seitlichen Hals keine Pulse mehr tastbar. Ihm folgt unverzüglich ein Atemstillstand.

Herz- und Atemstillstand sind akut lebensbedrohliche Situationen und erfordern sofortige Erste-Hilfe-Maßnahmen!

  • Betroffene Person flach auf eine harte Unterlage (Fußboden) legen!
  • Mund öffnen. Mund und Rachen von Speiseresten oder Erbrochenen freimachen.
  • Kopf leicht in den Nacken strecken.
  • Mund-zu-Mund oder Mund-zu-Nase-Beatmung und Herzdruckmassage durch eine Person mit entsprechenden Kenntnissen; gesamten Vorgang solange wiederholen, bis der Rettungsdienst kommt!
  • Sollte die betroffene Person zwischenzeitlich wieder zu Bewusstsein kommen, kann sie in die stabile Seitenlage gebracht werden. Sie muss kontinuierlich weiter beobachtet werden, da die Bewusstlosigkeit wiederkehren kann.
  • Auch bei wieder erlangtem Bewusstsein ist eine notärztliche Behandlung unerlässlich!

Bewusstlosen Personen keine Getränke einflößen (Erstickungsgefahr)!

Wichtiger Hinweis
Diese Anleitungen ersetzen nicht den Besuch eines Erste-Hilfe-Kurses! Der Besuch von ausführlichen Erste-Hilfe-Kursen ist in der Regel kostenlos und wird vom DRK und anderen Organisationen angeboten.

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